Schule und Schulmeister in Breitenbrunn
 
 
Zur Schule nach Stadtprozelten
 
Stadt- und Ratsschreiber, Pfarrer und Amtskeller waren bis in die Zeit um 1600 die Personen, welche die Künste Lesen, Schreiben und Rechnen kannten und beherrschten. Den Kinern von Bauern und Handwerkern war eine Schulbildung nur in Ausnahmefällen möglich.
 
Dies änderte sich in der Zeit kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg. In der Stadtrechnung von Stdtprozelten ist eine "Ausgab an gelt anno domini 1611" nämlich "30 Gulden dem Stadtschreiber und Schulmeister für sein Jahrbesoldung" vermerkt, ebenso in einem Schreiben der Kellerei Stadtprozelten von 1625. Hier ist von der "Bestallung" (=Besoldung) des Stadtprozeltener Schulmeisters und Glöckners die Rede.
 
Es gab also um 1600 in Stadtprozelten eine Schule, in der auch die Kinder der umliegenden Orte unterrichtet wurden, wie wir noch sehen werden.
 
Wie der Zufall es will, fand Rektor Georg Veh bei seinen Archivarbeiten zur Schulgeschichte Dorfprozelten genau die Aufzeichnungen über die Schulsituation um 1620 in unserem Raum. Wie so oft, ging es dabei ums Geld und um die Liebe:
 
Der Ratsschreiber und Schulmeister David Sertorius hatte die Tochter des Amtskellers Kilian Großmann geheiratet. Sie beklagt sich offensichtlich, daß ihr junger Ehemann wegen Arbeitsüberlastung zu wenig Zeit für sie habe. In einem Schreiben verlangt sie deshalb, unterstüzt von ihrem Schwiegervater, die beiden Dienste zu trennen und einen eigenen Schulmeister einzusetzen. Dagegen beschwerten sich 1620 die "Gehorsame willige gesambte Underthanen der Fleckhen (=Dörfer) Faulnbach, Dorff Brotselden, Monfeld, Breitenbron, Alten- und Newenbuch". Sie waren zu dieser Ämtertrennung nicht gefragt worden, sollten sie aber mitfinanzieren. " ... die zur kellerey gehörigen Flecken als (wie) Faulbach und Dorff Protselden mit einander vier Aymer Wein und zehn Gulden an Gelt, Braitenbron und Mondfeld zween Aymer Wein, Altenbuch und Newenbuch aber achtzehn Stecken Brenholz jhärlich sollen lieffern und zuführen."
 
Der Streit endete nach fünf Jahren, 1625, damit, daß Faulbach aund Dorfprozelten ihre eigenen Schulen errichteten und die Kinder nicht mehr nach Stadtprozelten schickten. Anscheinend hatten sich auch Mondfeld und Altenbuch von Stadtprozelten getrennt. Dies läßt sich aus einer Aufstellung über die Besoldung des "Schulmeisters und Glöckners" aus dem Jahre 1626 schließen. Drin sind nur Stadtprozelten, Breitenbrunn, Neuenbuch, HofThiergarten und der Gußhof als Zahler genannt. Es ist auch zu ersehen, wieviel Breitenbrunn für seine Kinder zu zahlen hatte:

 
"Schulmeisters und Glöckners Besoldung zu Stattprotzelden (...):
 
Auß der Kellerei
Außm Spital
 
Von der Bruderschaft
Von Breitenbrun
Von Neuenbuch
Vom Thiergarten
Vom Gußhof
 
An Holtz
Item von einem ieden inn-
und außhäimischen Schüler
An Gelt
Von inhäimischen Schüler
zu alle Quartaln
von einem außhäimischen
Korn
Wein
an Gelt wegen der Uhr zu stellen
an Gelt
An Korn
An Korn
An Korn
An Korn
 
 
 
 
 
 
 
 
5 Malter
4 Eimer
8 Gulden
5 Gulden
2 Malter
2 1/2 Malter
1 Sömmer 1 Metzen
1 Sömmer 1 Metzen
 
Ein Laub gleich 1 Bürger
Winters Zeit 1 Stecken Holtz
oder das Geld darvon
 
 
2 1/2 Batzen
3 Batzen 3 Kreuzer
 
Dazu kamen Vergütungen für verschiedene Tätigkeiten des Schulmeisters in Stadtprozelten.
 
Die Schule in Breitenbrunn
 
Von welchem Jahr an Breitenbrunn seine Kinder nicht mehr nach Stadtprozelten schickte, ist nicht bekannt.
 
Die Pfarrei Stadtprozelten, von der aus die Filiale breitenbrunn damals betreut wurde, verzeichnet in den Kirchenrechnungen der Jahre 1659 und 1660 Ausgaben für den "Schulmeister" für Tätigkeiten in Breitenbrunn. Welcher Art diese Arbeiten waren und ob ein Schulmeister von Breitenbrunn gemeint war, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich war es der Lehrer von Stadtprozelten, denn in der "Güterbeschreibung von 1678", also achtzehn Jahre später (Staatsarchiv Würzburg), ist zu lesen "Breitenbrunn hat keinen Schulmeister". Daraus kann man folgern, daß es auch noch keine Schule gab.
 
Im Jahre 1687 mußten Auflistungen der Personen vorgelegt werden, die berechtigt waren, ihre Schweine zur Eichelmast in den Spessart zu treiben (vgl.Abschnitt: Schweinehirt). Die Aufstellung aus Breitenbrunn erlaubt dem "Schulmeister und Glöckner je 2 Freyschweine". Wenn ein Schulmeister erwähnt wird, muß auch eine Schule im Ort gewesen sein.
 
Die Schule in Breitenbrunn müßte demnach in der Zeit um 1680 entstanden sein.
Erst ein Jahrhundert später, 1783, wurde wieder ein Schulmeister genannt: Barthel Josef Geier. Er war der Vater des 1776 in Breitenbrunn geborenen Pfarrers Johann Michael Geyer (Geier).
Die Statistik des Fürstentums Aschaffenburg von 1810 vermerkt für Breitenbrunn: "Hat 1 eigenen Lehrer". Dies müßte auch die Zeit gewesen sein, in der Breitenbrunn sein erstes Schulhaus baute; das spätere Kaplaneihaus. Vorher sollen die Kinder im Haus Nr. 27 unterrichtet worden sein. Dort wohnte Lehrer Bartholomäus Hörnig. Die Lerhrerwohnung war damals meist im Schulhaus.
 
In der Folgezeit sind die Name der Lehrkräfte bekannt, wenn auch nicht lückenlos:
Johann Bartholomäus Hörnig 1802-1854 (?)  
Theodor Hörnig 1866 (?)-1870  
Er war das 9.Kind von Johann Bartholomäus Hörnig, von 1870 bis 1896 Lehrer in Dorfprozelten.
Heinrich Stauder 1870-1874  
Er entstammte der Försterdynastie Stauder, die im Spessart großen Einfluß hatte.
Michael Anton Spitznagel 1880-  
Franz Haarengel 1896-  
Während seiner Dienstzeit wurde eine neue Schule gebaut. Sie wurde 1900 eingeweiht.
Robert Hohmann 1917-1934 (?)  
Willi Leibmann 1934-1939  
1936 wurde das Schulhaus in der Mühlenstraße eingeweiht.
Barbara Daller 1939-1943  
Hans Frey 1944-1945  
Anni Rügamer (?) -1945  
Hildegunde Appel 1945-1949  
Ruth Sommer 1946-1950  
Karl Wiegand 1949-1964  
Renate Haasmann 1962-1964  
Peter Ruckert 1964-1970  
 
Am 5.08.1970 wurden die bayerischen Bekenntnisschulen von Breitenbrunn, Faulbach und Neuenbuch aufgelöst. Gleichzeitig erfolgte die Gründung eines Schulverbandes dieser Gemeinden. 1972 konnte die gemeinsame Verbandsschule Faulbach eingeweiht werden. In den folgenden Jahren wurden alle Kinder aus Breitenbrunn in Faulbach unterrichtet. Der Schulverband war 1972 um die Hauptschulen von Altenbuch, Dorfprozelten und Stadtprozelten erweitert worden. 1977 mußte auch die Grundschule Altenbuch in den Schulverband Faulbach eingegliedert werden. Die Grundschüler aus Breitenbrunn gehen seitdem meist in das Schulhaus in Altenbuch.


<< zurück