Die alte Kapelle
 
"Anno 1618 ist das Erste kleine Capellhäußlein im Kirchhoff gebaut worden, welches H. Valentin Hoffmann Spitalmeister auß seinem garten, underhalb der Statt bey denen drey Creützen ahn dem weg gegen Dorff Protselden, denen Breitenbrunnern Zue Einer Capell verehrt, undt ist dieses garten Haüßel (=Gartenhaus) auff solche weiß zue Einem Gottes Haüßlein worden.
 
Anno 1625 Stifft Hanß Taubenberger von Statt Prodtselden 50 fl. (=Gulden) dargegen Ihme en Jahrtag in gemeltem Capellele die Breitenbrunner halten lassen sollen. Herr Henrich Khrymer des Raths Zue Statt Prodselden stiftet gleichfalß einen Ewigen Jahrtag dahin mit 100 fl. davon ein Zeitlicher Pfarrer 50 xr. (=Kreizer) und (?) von des Taubenbergers Jahrtag 29 xr.empfangt; NB. Von dem Khrymerischen Jahrtag soll den armen 1 fl. geldt oder brodt darfür außgetheilt werden. Aigidius Grein von Statt Prodselden des Raths daselbst sifft 20 fl. Zur glocken. Dießes Erste Capellele ist etwan 12 schue breit, 16 lang, undt gar nicht Ziemend, einen gottesdienst darin Zue halten gewesen.
 
(Im) Jahre 1677 seliges abgetragen, undt nach Erhaltenem Consens, wie obstehet, Zue Zeiten Herrn Damiani Ertzbischoff und Churfürsten Zue Mäintz, die Neüe Capell erbawet worden, in welche Neüe Capell Anna Maulin, Hanß Maulen Sell(ig) Wittib Reiche Pfründnerin einen schönen sauberer Altar setzen undten machen laßen, davon der Bildhauer 115 fl. paares geldt von ihr empfangen.
 
Deßgleichen stifftet Leonhard Schmitzer (?) Zue dießer Neüen Capell 30 fl. undt Hanß Webern 25 fl. doch dergestalt, daß der Maulin undt Ihrem Mann seel. Undt Ihme Schmitzer undt Hanß Webern Jedem Jährlich Zue Breitenbrun einem Pfarrer von Jeder Meß 1/2 fl. so lang, bieß die Kirch daselbst Zue besseren undt größeren mittelen gelangen würdten.
 
Anno 1678 auff Sontag ahn der Faulbacher Kirchweyhe, den 2.8br. (=Oktober) hat obgemelter Pfarrer Johannes Weißenrietter in dießer neüerbauten Capell, den Ersten Gottesdienst gehalten.
 
Beede Bauern im Gußhoff haben von Ihren Hoffgüttern zur erweiterung noch läng und breit der Capell, darauff die Capell stehet, undt zur erweiterung des Kirchhoffß guetwillig undt Gottseel(ig) den Platz dargeben.
 
Und sind auch noch viel andere Guetthätter, sonderlich H.Martin Glockh Schultheiß im Dorff mit allerhand willfahrigkeiten, undt sonderlich die gantze Gemeindt dießem Gottseel(igen) werckh mit Holtz, steinfuhren höchst eyfferigst ahn die hand gangen, darzue auch höchstgedachter Churfürstl. Gnaden auß derer Waldtung das Bauholtz hergeben."
 
Anno 1685 erfolgte die Einweihung der Neuen Capelle.
In einem eingemauerten Stein findet sich die Inschrift:
 
"Anno 1685 8.Juli sacellum hoc cum altari ad gloriam Dei et honorem matris virginis dolorosae et S. Sebastiani ab Rev. D.D°. Mathia episcopo Coronensi suffraganeo Mogunt°. consecratum est, cuius dedicatio annua incidit in Dominicam primam post Festum Si. Michaelis."
 
(Im Jahre 1685, am 8.Juli ist diese Kapelle mit dem Altar zum Ruhme Gottes und zu Ehren der schmerzhaften Mutter (und) Jungfrau und dem heiligen Sebastian vom hochehrwürdigen Herrn Bischof Matthias, Weihbischof von Mainz (=Matthias Starck, Weihbischof von 1680-1703) geweiht worden; das jährliche Weihefest fällt auf den ersten Sonntag nach dem Fest des heiligen Michael.)
 
Das Gotteshaus erfuhr im Laufe der Jahre viele Veränderungen:
 
"Anno 1869 verlängert (um) ca. 3 Meter.
Anno 1916/17 Sakristei angebaut.
Anno 1918 linker Seitenaltar angeschafft ohne Aufbau 1.000 Mark;
Statue aus Holz (Patrona bavariae) gekauft bei Banzer-Würzburg für Seitenaltar (auch zum Mittragen bei Prozessionen) 300 Mark.
Anno 1919 am 21 April wurde Einbruch verübt (Weg durch Sakristei); geraubt wurden Monstranz und ein Speisekelch.
Die von Breitenbrunn stammenden Pfarrer H.H. Thomas Glock (Unterwittbach), sein Bruder Josef Glock (Pfarrer in Schwarzenau) und Otto Glock (Dechantpfarrer in Steinbach bei Lohr) sifteten sofort neue Monstranz und Speisekelch.
Anno 1920 Kirche erweitert, nach hinten um 4 Meter verlängert, die Verlängerung auf der rechten sowie linken Seite 1 1/2 Meter verbreitert. Turm kommt auf die Westseite. Holz und Steine wurden unentgeltlich gestellt von der Gemeinde aus Gemeindewald bzw. Gemeindesteinbruch. Fuhren um Gotteslohn von den Bürgern. Ausgezahlte Rechnungen für Anbau 100.000 Mark. Das Geld stammt größtenteils aus Sammlungen, aus Amerika sind dabei 3.500 Mark, Zuschuß von der Gemeinde 20.000 Mark.
Der Beichtstuhl kostet 1.500 Mark. Angeschafft wurde noch neu ein zweiter Meßkelch für 300 Mark sowie verschiedene Kirchenwäsche.
 
21.Juli 1921 zweiter Einbruch in die Kirche (angelegt wie der am 21.Aug. 1919). Geraubt ein Speisekelch und Custodie mit Lunula. Diese gestohlenen Sachen nach einem halben Jahre unter einem Straßendurchlaß bei Freudenberg gefunden (ohne Lunula). Mit Ausnahme der Lunula, welche aus Silber, waren die Sachen, was Material betrifft, ziemlich wertlos. Die Einbrecher wurden nach einem Jahre gefaßt, (Hartmann aus Faulbach, einer aus Schweinfurt und der dritte aus Herbstadt) drei Früchtchen, die sich lange in Frankfurt, dem Zufluchtsort der Verbrecher herumgetrieben hatten. Sie wurden mit ca. je 2 Jahren bestraft.
 
Frau Maria Fuller, Witwe stiftet die Statue des hl.Antonius."

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